Es ist kein gewöhnlicher Trainerwechsel. Markus Gellhaus, 55, hat seinen Vertrag bei Samsunspor aus persönlichen Gründen vorzeitig aufgelöst – und ist bereits am 16. Oktober 2025 im Ostseestadion in Rostock zum Training erschienen. Der ehemalige Co-Trainer der türkischen Süper-Lig-Überraschungsmannschaft, die in der Saison 2024/2025 auf Platz drei landete, kehrt zurück nach Deutschland. Nicht als Cheftrainer, sondern als der Mann, den Daniel Brinkmann schon seit über zwei Jahrzehnten kennt: als Trainer, Mentor und jetzt als Co-Trainer. Die Kogge hat einen Profi geholt, der alles gesehen hat – und der jetzt genau dort ist, wo er hingehört: in der Heimat.
Ein Rückkehrer mit historischem Coup
Gellhaus’ Erfolg in der Türkei war kein Zufall. Gemeinsam mit Cheftrainer Thomas Reis führte er Samsunspor in der Saison 2024/2025 auf einen dritten Platz in der Süper Lig – hinter den Giganten Galatasaray und Fenerbahçe. Das ist kein gewöhnlicher Erfolg. Das ist Geschichte. Samsun, eine Stadt mit knapp 1,3 Millionen Einwohnern, hat nie zuvor so nah an der Meisterschaft gestanden. Und plötzlich war es Realität – dank eines deutschen Trainerteams, das mit Disziplin, taktischer Präzision und psychologischer Stärke die türkische Liga auf den Kopf stellte. Doch dann kam die Entscheidung: Gellhaus verlässt alles. Vertrag bis 2026? Ignoriert. Die Gehaltszahlungen? Hinter sich gelassen. Warum? "Persönliche Gründe", wie es offiziell heißt. In Wahrheit: Er wollte nach Hause. Nach Deutschland. Nach Rostock.Die Brücke aus Paderborn nach Rostock
Der Schlüssel zu dieser Verpflichtung liegt nicht im CV, sondern in der Geschichte. Gellhaus und Brinkmann kennen sich seit den Tagen des SC Paderborn. Damals, Anfang der 2000er, war Brinkmann noch Spieler – und Gellhaus sein Trainer. Später, bei FC Augsburg, wiederholte sich das Muster. Gellhaus als Co-Trainer, Brinkmann als talentierter, aber noch nicht etablierter Profi. Heute, fast 25 Jahre später, sitzen sie nebeneinander – nur mit umgekehrten Rollen. "Er war mein Spieler. Jetzt ist er mein Cheftrainer. Und ich bin froh, dass er mich haben will", sagte Gellhaus in seiner ersten Pressekonferenz. Ein Satz, der mehr sagt als jede Anzeigenkampagne. Es geht nicht um den Job. Es geht um Vertrauen. Um eine Beziehung, die über Karrieren, Vereine und Länder hinweg bestehen blieb.Warum Rostock? Warum jetzt?
Hansa Rostock steht in der 3. Liga an einem Wendepunkt. Der Verein hat eine treue Fangemeinde, aber keinen klaren Aufstiegsweg. Die letzten Jahre waren geprägt von Instabilität – Trainerwechsel, unklare Konzepte, zu viele Verletzungen. Jetzt kommt Gellhaus, der mit Schalke 04, Hertha BSC und VfL Bochum Erfahrung in der Bundesliga gesammelt hat. Er kennt die Druckverhältnisse. Er weiß, wie man mit jungen Spielern umgeht. Er versteht, wie man aus einer Mannschaft ein Team macht – nicht nur aus individuellen Talenten. "Die Jungs sind sehr engagiert und bringen gute Qualität mit", sagte er nach der ersten Trainingseinheit. "Das stimmt mich sehr positiv." Keine leeren Phrasen. Keine übertriebenen Versprechungen. Einfach: Ich sehe Potenzial. Und ich glaube daran.Amir Shapourzadeh, Direktor Profifußball, nannte Gellhaus die "ideale Lösung“. Und Daniel Brinkmann? Der sagte es noch deutlicher: "Was seine Erfahrungen angeht, ist es einfach ein brutal gutes Profil für uns. Er hat alle Situationen, in denen wir lernen wollen, aber Potenzial auch haben, schon zehnmal erlebt." Das ist kein Lob. Das ist eine Waffe. Gellhaus hat gesehen, wie man absteigt. Wie man aufsteigt. Wie man mit Druck umgeht. Wie man mit Fans umgeht. Wie man mit Medien umgeht. In der Türkei hat er das alles in einem Land erlebt, in dem Trainer nach einer Niederlage entlassen werden – und in Deutschland hat er es in einem System gelernt, das auf Struktur und Geduld setzt.
Die erste Woche: Ein sanfter Übergang
Gellhaus’ erste Woche in Rostock war ruhig – aber intensiv. Keine großen Reden. Keine Medienorgien. Stattdessen: lange Gespräche mit dem Konditionstrainer, Beobachtung der Spielzüge im Video, Gespräche mit einzelnen Spielern. "Ich bin von allen sehr positiv aufgenommen worden. Alle waren sehr hilfsbereit“, sagte er. Der Staff, die Physiotherapeuten, die Mannschaft – sie alle haben ihn willkommen geheißen. Kein Wunder. Wer in der Türkei drei Jahre lang mit einer kleinen Mannschaft gegen die Mega-Vereine gekämpft hat, der hat Respekt verdient. Und wer 20 Jahre lang Trainer war, der weiß: Es geht nicht um den Titel. Es geht um die Atmosphäre.Was kommt jetzt?
Die 3. Liga ist kein Kinderspiel. Die Konkurrenz ist hart. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist kein Traum – aber eine harte Arbeit. Gellhaus und Brinkmann haben jetzt bis Ende des Jahres, um eine Spielweise zu finden, die nicht nur punktet, sondern auch überzeugt. Sie brauchen Kompaktheit. Sie brauchen Torgefahr. Sie brauchen eine Seele. Gellhaus bringt alles mit – außer vielleicht die Sprache der jungen Spieler. Aber das ist nicht sein Problem. Er versteht Fußball. Und er versteht Menschen.Die Saison 2025/2026 könnte der Startschuss für eine neue Ära werden. Nicht weil Gellhaus ein Superstar ist. Sondern weil er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ein Mann, der nicht nach Ruhm sucht, sondern nach Bedeutung. Ein Mann, der weiß: Manchmal ist der größte Erfolg nicht der Titel. Sondern die Rückkehr nach Hause.
Frequently Asked Questions
Warum hat Markus Gellhaus seinen Vertrag bei Samsunspor vorzeitig aufgelöst?
Offiziell wurden "persönliche Gründe" als Grund für den vorzeitigen Vertragsabbruch genannt. Hintergrund ist eine starke emotionale Bindung an Deutschland und insbesondere an Daniel Brinkmann, mit dem Gellhaus seit über 20 Jahren beruflich verbunden ist. Die Entscheidung fiel nach dem historischen dritten Platz in der Süper Lig – ein Erfolg, der ihm die Freiheit gab, auf eine Karriere im Heimatland zu setzen, anstatt weiterhin im ausländischen Druck zu arbeiten.
Welche Rolle spielt die langjährige Beziehung zu Daniel Brinkmann?
Brinkmann war als Spieler unter Gellhaus bei SC Paderborn und FC Augsburg – eine Beziehung, die über Jahrzehnte Bestand hatte. Diese Vertrautheit ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit: Keine Einarbeitungsphase, keine Unsicherheiten in der Taktik. Brinkmann vertraut Gellhaus’ Urteil, Gellhaus versteht Brinkmanns Spielphilosophie. Das ist in der Profi-Welt so selten, dass es als Schlüsselvorteil gilt – besonders in einer Mannschaft, die dringend Stabilität braucht.
Welche Erfahrungen bringt Gellhaus aus der Türkei mit?
In der Süper Lig lernte Gellhaus, wie man mit extremem medialen Druck, emotionalen Fans und knappen Ressourcen umgeht. Der dritte Platz mit Samsunspor war ein Meilenstein – und bewies, dass er mit kleinen Budgets große Ergebnisse erzielen kann. Diese Fähigkeit, aus wenig viel zu machen, ist genau das, was Hansa Rostock braucht, um in der 3. Liga konkurrenzfähig zu bleiben und den Aufstieg zu schaffen.
Wie passt Gellhaus in das Trainerteam von Hansa Rostock?
Gellhaus übernimmt die Rolle des erfahrenen Co-Trainers, der taktische Details, Spielerentwicklung und Trainingsstruktur optimiert. Während Brinkmann die Gesamtstrategie vorgibt, kümmert sich Gellhaus um die tägliche Umsetzung – von der Videoanalyse bis zur psychologischen Betreuung. Seine Erfahrung bei Schalke und Hertha bringt Bundesliga-Niveau in die 3. Liga, was das Team in puncto Professionalität nach oben zieht.
Kann Gellhaus Hansa Rostock tatsächlich in die 2. Bundesliga führen?
Ein einzelner Co-Trainer kann keinen Verein allein aufsteigen lassen – aber er kann den entscheidenden Unterschied machen. Mit seiner Erfahrung, seiner Ruhe und seiner Fähigkeit, Spieler zu motivieren, hat Gellhaus genau die Eigenschaften, die Hansa braucht: Stabilität, Disziplin und klare Kommunikation. Wenn die Mannschaft gesund bleibt und die Fans hinter dem Team stehen, ist ein Aufstieg in der Saison 2025/2026 durchaus realistisch.
Warum ist Gellhaus’ UEFA-Pro-Lizenz wichtig?
Die UEFA-Pro-Lizenz ist die höchste Trainerqualifikation in Europa und Voraussetzung für die Arbeit als Cheftrainer in der Bundesliga. Gellhaus’ Lizenz garantiert, dass er über fundiertes taktisches Wissen, moderne Trainingsmethoden und Spielerentwicklung verfügt. Für Hansa Rostock bedeutet das: Keine Halbwissen-Strategien. Keine improvisierten Lösungen. Nur professionelle, lizenzierte Expertise – und das ist heute in der 3. Liga ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Schreibe einen Kommentar